Tschüss, asphalt & anders Verlag!

Es begann mit dem Ausruf: Schau gen Horizont und lausche! Und es endete mit der Trauerfeier. Die Betonung liegt natürlich auf dem Feiern. Und dazwischen sind neun weitere Geschichten zu finden. Der asphalt & anders Verlag löst sich nun auf. Nico Schröder und Stefan Mayr, hier in Weimar von Stefan Petermann festgehalten, haben sich mit den schönsten Erlebnissen einen ganz eigenen Weg geschaffen – wir schlendern jetzt durch unsere Vergangenheit!

Auf den nächsten Seiten spazieren wir durch unser Verlagsprogramm, das sich spontan und ohne große Pläne ergab. Einfach mal ein Buch machen, eine Anthologie, eine Reise kreuz und quer durch die Erde, lesbar in den verschiedensten Texten. Hätten wir gedacht, dass wir am Ende unseres verlegerischen Trips nicht nur auf elf Titel kommen, sondern auch auf unzählige Begegnungen, Lesungen der unvergesslichen Art und Freundschaften, die den Verlag auch danach am Leben lassen werden. Wir Verleger, die auf den Namen übrigens in Hamburg, genauer: in Altona kamen. Und noch genauer: bei einem Feierabendbier im Familieneck, einer gemütlichen Kneipe in Altona, ganz genau: in Ottensen. „Irgendwas mit Asphalt“, meinte die Barfrau. Ganz simpel kann es sein, den passenden Namen zu finden. So waren wir damals in der Gründung, im Sommer 2008 …

Schau gen Horizont und lausche: Der Start, der uns zu vielen Titeln führte.

  • Der Blick wies uns weit nach vorn, nicht nur einen Titel, wie wir zuerst dachten. Aus der Plauderei wurde ein Buch, aus dem Buch der Verlag und daraus ganz nebenbei eine wunderbare Freundschaft, ausgestattet mit unserer Gelassenheit.
  • Zum Buch gehörte von Anfang an die Kiosk-Lesung – und das bis zum letzten Fest 2016, dessen Name obendrein noch immer für uns bestehen bleibt.
  • Die Entdeckung des Buchhandels war gleich zu Beginn so spannend wie schwierig. Aber manche unserer Titel haben ihre ganz eigenen Wege gefunden. Wir wiederum stellten fest: Man könnte sich ja den ganzen Tag lang mit dem Vertrieb beschäftigen.
  • Die junge Welt des Verlagsblogs erkundeten wir, auch dort galt: Vor allem die Kiosk-Lesungen sind hier festgehalten, ebenso die Neuerscheinungen und zahlreiche Lesungen.
  • Die Gestaltung der Titel selbst setzen, das hat Nico einfach mal selbst gemacht: Texte setzen? Einfach schnell lernen. Wir haben es genossen, die Titel wachsen zu sehen und schließlich in den Händen zu halten.

Stefan Petermann: 3 Titel, 3 Schritte und eine tiefe Freundschaft mit zahlreichen Lesungen.

  • Bei der Anthologie kennengelernt, beim Roman sehr schnell und sehr gut befreundet, bei den Erzählungen feiern wir die verschiedensten Seiten der Literatur und beim online entstandenen Titel schließt sich für uns die Welt ganz anders, als gedacht.
  • Lesungen, Lesungen und nochmals Lesungen – ohne ging es für Petermann nicht. Hier und da und überall, er ist der Mann, der mit a&a verbunden ist und nahezu überall auf seinen Lesereisen war. Wir können nur lächeln, wenn wir daran denken!
  • Beim Überarbeiten und Setzen der neuen Titel dabei? Stefan Petermann hat immer tatkräftig mitgemacht – und so entstanden die herrlichen Bücher. Und obendrein die schönsten Partys! Oder wir Verleger haben uns auch einfach mal zusammen nach Weimar begeben, die Reihenfolge der Titel haben wir nämlich dort einfach zusammen mit den Zetteln sortiert.
  • Ob Leipzig oder Frankfurt, auch hier war Stefan mit allen drei Titeln dabei, natürlich auch lesend, das ist ja klar!
  • Was sich nach den Jahren zeigt: Stefan Petermann bleibt für uns – auch ohne Titel und Lesungen, die sich gerade ergeben könnten. Danke für alles!

Selim Özdogan: Ein Glas Blut sorgt für gute Umsätze und gibt dem Verlag viel Raum. Passen die Schuhe rundet die Lage ab.

  • Ohne die Begegnung durch die Anthologie wären seine kurzen Texte nie bei uns erschienen – und damit hätten genau die richtigen Storys für Lesungen gefehlt. Als Ergänzung für die „richtigen“ Titel größerer Verlage passten sie für Selim, für uns waren sie genau passend, um a&a zu finanzieren. Natürlich mit Spaß!
  • Vor allem zu Beginn, als wir noch in Köln aktiv waren, ergaben sich einige Lesungen, die uns beim Erinnern schon wieder richtig lächeln lassen.
  • Die einzige Ausgabe, die wir immer wieder überarbeitet und einmal auch komplett neu setzen mussten, für Nico eine feine Aufgabe, die er nicht missen möchte.
  • Auch der zweite Titel, Passen die Schuhe, hat für die notwendigen Zahlen gesorgt, auch wenn es keine Lesungen gab.

Martin Beyer und seine Mörderballaden: Ein Titel, der es zu Ehrungen und einer wunderbaren Freundschaft brachte. Und wer „hinter den Türen“ schaut, kann ganz geheimnisvolle Zeichen wahrnehmen, die irgendwie mit dem Rausch zu tun haben wollten …

  • Martin Beyer kennen wir schon immer – seit 2009 dank der Anthologie. Und er war immer da, vor allem bei den Kiosk-Lesungen und in Leipzig wie auch in Frankfurt.
  • Erst mit unserem neunten Titel ist Martin greifbar dabei: mit den Mörderballaden. Ein rauer Titel, dessen Cover uns immer Freude bringt!
  • Er hat in München den Bayerischen Kunstförderpreis bekommen, worüber wir uns immer wieder freuen. Eine Gelegenheit, die ihn verlagsmäßig nach oben bringt. Wir freuen uns!
  • Nie vergessen werden wir die Lesung am Großen Wannsee: Das war für uns ein feiner Ort, direkt am Ufer, bei allerbestem Wetter inmitten des Sommers, umgeben von Menschen des Lesens und dazu mit einer perfekten Lesung und zum Schluss ausgiebigem Feiern ausgestattet.
  • Den Mörderballaden ist beinahe der Rausch gefolgt: der zweite Roman bei a&a. Aber nun existieren nur die ersten Entwürfe. Der Roman wird seinen ganz eigenen Weg finden, da sind wir uns sicher!

Titel aus den verschiedensten Lesewelten

Dorian, wo es besonders rau ist.

  • Der mit Abstand unromantischste, blutigste Roman begann schon mit einer Kiste voller Postkarten, die uns in eine ganz andere Welt führten.
  • So konnten wir New York wahrnehmen, wie wir nicht gedacht hatten.
  • Dazu passend sind seine Lesungen der völlig durchgeknallten Art. Wir haben gestaunt und wären oft lieber verschwunden, vor allem während der Kiosk-Lesung. Wir konnten nur baff sein, in jeder Hinsicht!
  • Der einzige Titel, bei dem wir während des Holy Shit Shoppings mit aller Kraft abrieten, dieses Buch zu erwerben. Und trotzdem wurde es von dem einen oder anderen gekauft.
  • Die beste Lesung war in Frankfurt, geleitet von Martin und als Gegenleser mit Stefan Petermann im Saal – unvergesslich!

Was ist, wo besonders nach sich selbst gesucht wird.

  • Xóchil kennen wir vor allem durch ihre Poetry-Slams, wie sie dann auch zu a&a kam und bei verschiedenen Sessions dabei war, auch immer wieder in Hamburg.
  • Ihr Roman zeigte uns eine ganz andere Sicht auf ihr Leben, sie fragte sich selbst nach ihrem ganz eigenen Dasein. Und jetzt?
  • Xóchil präsentierte zusammen mit Stefan Petermann seinen Roman im Literaturhaus Hamburg. Ein literarisch perfekter Abend.
  • Auch für sie durfte die Kiosk-Lesung nicht fehlen. Sie war mit verschiedenen Texten dabei und zeigte wieder ihre beeindruckende Slam-Seite.

Walizka, womit der Roadtrip uns mitnimmt.

  • Daniela schnappt sich ihren Koffer und reist gen Osten, zu Orten wie Belgrad oder Odessa. Für uns war das eine Reise, um mehr über die für uns unbekannten Orte zu erfahren.
  • Ihr ganz besonderer Moment des Lesens ist die HAM-LIT in Hamburg – Nico konnte dabei sein und der Lesung von Daniela lauschen!
  • Ihr Roadtrip brachte sie auch zu den für uns schönsten Orten, nach Leipzig und Hamburg, um die Texte zu lesen. Ob die UV-Lesung oder das Kiosk-Happening, das sind unsere Orte der Erinnerung!

Die Trauerfeier: Der letzte Titel im Verlag, der mit seinem Namen besonders gut passt, denn es gibt die Trauer aus mehreren Gründen, aber ebenso gibt es Gründe zum Feiern.

  • Zum Ende des Verlags haben wir den passenden Roman gefunden, der für uns beides trägt: Trauer und Feier!
  • Frank Schliedermann ist für uns mit seiner Energie, seinem Dasein als Vorleser und als Unterstützer jedweder Hinsicht unvergesslich.
  • Er war auch bei der letzten Kiosk-Lesung dabei, sogar zweimal, zuerst, im Jahr davor, ohne den Titel selbst.
  • Das Buch selbst sah dann anders aus als der Titel der Vorschau selbst – der Autor hatte sich in das ganz besondere Bild verliebt. Prost!

Zwölf Jahre lang ist der asphalt & anders Verlag in meinem Kopf. Elf Titel lang. Programmplanung, Lektorate, Layouts, Finanzierung, Bekanntschaften, Lesungen, Hamburg, Frankfurt, Leipzig, Gauting. Und jetzt? Bin ich befreit, freue mich, einen ganz anderen Weg zu gehen. Aber der asphalt & anders Verlag wird auf seine Art bleiben – so wie ich selbst auf meine auch bleiben werde. Was mir im hektischen Leben verloren ging und was ich nun sehr bewusst wahrnehme: Eigene Bilder und andere Fotografien betrachten. Kleine oder großere Wanderungen unternehmen. Gemütlich zusammen sitzen und plaudern. Beim Nachdenken schon mal die nächste Reise planen. Oder einfach mit Boule-Kugeln mein Gehirn ganz anders beschäftigen. Ich bin im Hier und Jetzt, und bleibe es auf meine Weise und mit meinen beiden Töchtern (6 und 3 Jahre).

Auch wenn asphalt & anders aufhört, gehe ich weiterhin meiner Leidenschaft nach, den Büchern. Tagsüber als Programmleiter des Benevento Verlags, und abends als Leser von guten Geschichten, literarisch (zuletzt sehr gerne Arno Geiger und Virgine Despentes), sachbuchig (gerade die grandios gute Geschichte des Hip Hop „Könnt ihr uns hören“), kochbuchig (zum Beispiel Wochenmarkt von Elisabeth Raether), sportlich (Fußballergebnisse). Aber es gibt nicht nur Buchstaben, sondern zuvorderst Elia (9), Nala (6), Levi (bald 4) und Yuma (1,5), dazu noch eine große Leidenschaft, nämlich Bouldern, und ganz am Schluss ein Feierabendbier oder ein Glas Wein.

5. Juli 2020

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